Senso – Das Kundenmagazin von Helsana - page 7

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senso
3 / 2014
Helsana:
Zuerst zum Begriff. Was versteht ihr
unter Gesundheit?
Philippe:
Der Begriff beinhaltet für mich
zweierlei : erstens gesund zu sein und zwei-
tens gesund zu leben, um gesund zu bleiben.
Waltraut:
Und was heisst gesund sein? Ich
zum Beispiel fühle mich auch noch gesund,
wenn ich Kopfweh oder eine Erkältung habe.
Bis ich mich als krank bezeichne, braucht es
relativ viel.
Ingrid:
Bei mir auch. Grundsätzlich ist für
mich Gesundheit ein Geschenk, sehr wert-
voll und das Wichtigste überhaupt. Ich bin
jeden Tag damit konfrontiert, was es heisst,
nicht gesund zu sein.
Waltraut:
Hast du das auch schon selbst er-
lebt?
Ingrid:
Ich war bis jetzt nie schwer krank. Ein
einziges Mal lag ich wegen eines Skiunfalls
im Spital und war ein halbes Jahr arbeitsun-
fähig. Es war eine einschneidende Erfahrung,
einmal selbst Patientin zu sein und die andere
Seite kennenzulernen. Ich weiss nun, was es
heisst, von einemMoment auf den andern aus
dem Leben gerissen zu werden. Ich weiss
auch, was es heisst, Schmerzen zu haben.
Philippe:
Bist du dadurch eine bessere Kran-
kenschwester geworden?
Ingrid:
Ich glaube ja. Ich kann heute besser
nachempfinden, wie es einem Patienten und
seinen Angehörigen geht.
H:
Was genau hat eure Einstellung in Bezug
auf die Gesundheit geprägt?
Philippe:
Meine Art zu leben und meine Ein-
stellung haben sehr viel damit zu tun, wie ich
aufgewachsen und erzogen worden bin. Bei
uns war zum Beispiel gesund und richtig zu
essen sehr wichtig. Meine Mutter hat uns viel
darüber erzählt und vieles erklärt. Es gab die
feinen und gesunden Lebensmittel, dann die
feinen, aber ungesunden – von denen gab es
nur ab und zu. Dazu gehörten zum Beispiel
Süssigkeiten.
Waltraut:
Das hat natürlich mit der Zeit zu
tun, in der du aufgewachsen bist. Ich war in
den Fünfzigerjahren ein Kind und habe von
meiner Mutter nie gehört, dieses Essen ist gut
für dich, das nicht. Hauptsache, man hatte
etwas zu essen. Damals hat man sich kaum
dafür interessiert und auch wenig gewusst –
und das Angebot an Lebensmitteln war na-
türlich sehr viel karger. Essen und Gesund-
heit waren nicht gekoppelt, manwurde krank
wegen Viren, Bakterien undWunden, die sich
entzündeten.
Ingrid:
Meine Mutter war wie du geprägt
von den Einschränkungen des Krieges. Süsses
gabs bei uns denn auch nie, ausser an Fest-
und Geburtstagen. Für mich als Kind war das
sehr hart. Ich hatte manchmal einen richti-
gen Heisshunger auf Schokolade. Ich esse ger-
ne Süsses. Bis heute.
Philippe:
Dass es nicht gesund ist, ist dir egal?
Ingrid:
Nicht egal, aber es ist ja einfach eine
Frage des Masses.
Waltraut:
Mass halten – auch das war früher
kein Thema. Heute werden dieMenschen vom
Essen krank.
H:
Falsches Essen und zu viel – und
gleichzeitig zu wenig Bewegung. Wie sieht das
bei euch aus?
Waltraut:
Essen ist für mich kein Problem
und ich habe dazu auch keine Philosophie. Bis
aufs Fleisch. Darauf verzichte ich seit vielen
Jahren, meiner seelischen Gesundheit zulie-
be. Für mein körperliches Wohlbefinden pfle-
ge ich lange Waldspaziergänge am frühen
Morgen.
Ingrid:
Ich habe auch ein entspanntes Ver-
hältnis zur Ernährung, koche möglichst aus-
gewogen, undmeine beiden Töchter dürfen al-
les essen. Ich versuche sie so zu erziehen, dass
sie selber lernen, ein gesundes Mass bei allem
einzuhalten. Bei der Älteren hat das gut funk-
tioniert. Die Jüngere hat von mir aber die Lust
auf Süsses geerbt, und ich bin hier viel mehr
gefordert, als es meine Mutter war. Bei uns im
Dorf hatte es anno dazumal ja nicht einmal ei-
nen Laden gegeben. Für mein körperliches
Wohlbefinden mache ich zweimal proWoche
Sport, radle jeden Tag bei jedem Wetter die
zehn Kilometer zur Arbeit, gehe ins Yoga.
Philippe:
Weil du jeden Tag Leute leiden
siehst?
Ingrid:
Nein, ich bin als Bewegungsmensch
geboren. Und du?
Philippe:
Ich bin einer geworden. Mein Götti
ist schwer krank geworden, als ich ein Ju-
gendlicher war. Der Gedanke, dass es für ihn
kein Zurück mehr gibt, ist mir total eingefah-
ren. Da habe ichmir vorgenommen, alles, was
inmeiner Macht steht, zu tun, umnie in diese
Lage zu kommen.
Ingrid:
Gut ! Ich höre jeden Tag Patienten sa-
gen : «Ach, hätte ich nur besser auf mich acht-
gegeben.» Besonders tragisch finde ich all die
Fälle, in denen sich ein Mensch früher pensi-
onieren lässt, um endlich all das zu machen,
was er wegen seiner beruflichen Belastung
nie konnte. Und dann, zack, erwischt es ihn
und er wird schwer krank. Oft zeitgleich mit
der Pensionierung.
Waltraut:
Wenn ich solche Geschichten höre,
bin ich froh um jede gute Gewohnheit, die ich
mir als junge Frau angeeignet habe. Dazu ge-
hört, Dinge möglichst nicht auf- und vor
Gesundheit und Ernährung gehen
Hand in Hand, finden Waltraut,
Ingrid und Philippe einhellig. Geht
es ums Verzichten, sind sie sich
nicht mehr so einig.
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