Senso – Das Kundenmagazin von Helsana - page 8

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Fotos: Herbert Zimmermann
Fokus
mir herzuschieben. Ich weiss ja nicht, ob ich
morgen dazu komme.
H:
Apropos junge Frau: Hat sich eure
Einstellung zur Gesundheit im Lauf eures Lebens
verändert?
Waltraut:
Eher zu Krankheit. Für mich war es
immer normal, gesund zu sein. War ich es ein-
mal nicht, bin ich zum Arzt gegangen. Eines
Tages – es ging mir seit Längerem zwar nicht
wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich
gut – sagte jemand zu mir: Warum gehst du
nicht mal auf diese Symptome ein? Sie sind
genauso ein Teil von dir wie das Gesundsein.
Das schien mir sinnvoll. Symptome – und
ihre Erreger – bekämpfe ich heute nicht mehr
leichtfertig mit Medikamenten, sondern ich
schenke ihnen meine Aufmerksamkeit.
Philippe:
Wie bitte?
Waltraut:
Ich erlaube ihnen, da zu sein und
mit mir ein Gleichgewicht zu finden. Ich habe
die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise
eine Erkältung so viel sanfter verläuft, als
wenn ich den Erregern den Kampf ansage.
Ingrid:
Für mich ist es schon allein wegen
meines Jobs nicht selbstverständlich, gesund
zu sein, obschon ich selber selten krank bin.
Merke ich, dass etwas im Anflug ist, gibts bei
mir nur eins: einen Gang herunterschalten,
viel schlafen. Ich verhandle zwar nicht mit
den Bakterien, versuche aber, den Sympto-
men auf den Grund zu gehen, weil ich über-
zeugt bin, dass körperliche Beschwerden oft
seelischen Ursprungs sind. Diese Sichtweise
setzt sich übrigens auch in Spitälern langsam
durch. Wir arbeiten auf unserer Station im-
mer öfter auch mit Psychologen und Psychia-
tern zusammen.
Philippe:
Ich brauche keinen Psychologen,
sondern nur mein Velo. Wenn ich krank bin,
ist Velofahren das beste Mittel für mich.
Waltraut:
Du quälst dich krank aufs Velo?
Philippe:
Wenn ich so krank bin, dass ich
mich nicht mehr bewegen kann, lege ich
mich schon ins Bett. Aber sobald es etwas bes-
ser geht, ja. Die frische Luft und das Schwit-
zen helfen mir immer.
H:
Worauf verzichtet ihr denn der
Gesundheit zuliebe?
Waltraut:
Auf Fleisch. Sonst auf nichts. Aber
ich lasse Vernunft walten : Obschon ich jeden
Tag eine Tüte Gummibärli essen könnte, ma-
che ich das nur ab und zu.
Ingrid:
Ich auch! Ich verzichte auf nichts, ge-
niesse alles mit Mass.
Philippe:
Du rauchst und trinkst?
Ingrid:
Ich rauche nicht. Hin und wieder ein
Glas Prosecco oder ein Bier schätze ich sehr.
Und du?
Ingrid TraubWäckerlin,
51, Fachexpertin
Intensivpflege, Unispital Zürich, zwei Kinder
«Ich höre jeden Tag
Patienten sagen:
‹Ach, hätte ich nur
besser auf mich
achtgegeben›.»
Philippe Anderes,
34, Flugverkehrsangestellter,
Flughafen Zürich, ein Kind
«Ich brauche keinen
Psychologen, sondern
nur mein Velo.»
Waltraut Bellwald,
75, Kulturwissenschaftlerin
aus Winterthur, pensioniert, zwei Kinder
«Mass halten
war früher
kein Thema.»
Philippe:
Ich rauche nicht und ich trinke kei-
nen Alkohol.
Ingrid:
Ups, und deine Freunde?
Philippe:
Mein bester Freund raucht ein
Päckli Zigaretten pro Tag, trinkt viel und isst
Fleisch, bis es keins mehr hat. Er hat bei nichts
ein Mass.
Ingrid:
Und das geht?
Philippe:
Klar. Er ist er, ich bin ich.
Interview: Iris Kuhn-Spogat
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