Senso – Das Kundenmagazin von Helsana - page 11

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senso
3 / 2014
Fokus
Die Fallbeispiele aus dem
Pilotprojekt sind als
Broschüre erhältlich unter
Arbeitsunfähigkeit verursacht nicht nur persönliches Leid,
sondern kostet die Wirtschaft viel Geld. Ein gewichtiges
Argument für Arbeitgeber, die Gesundheit der
Mitarbeitenden zu fördern und früh auf
Probleme zu reagieren.
«Für Arbeitgeber
rechnet sich
Früherkennung.
Sie verhindert
Absenzen und
Wissensverlust.»
MARTIN KAISER
Geschäftsleitungsmitglied
Schweizer Arbeitgeberverband
DENISE A. CAMENISCH
Care und Case Management Helsana
«Nur wenn ein
Mensch Sinn in
seinem Tun findet,
ist er produktiv
und gesund.»
UELI STREIT
Geschäftsführer MindStep
«Mit der
demografischen
Entwicklung wird
gesundheitliche
Früherkennung
noch wichtiger
werden.»
A
rbeitsunfähig
zu sein, ist für
die erkrankte
Person belas-
tend. Neben den
gesundheitli-
chen Sorgen hat sie oft mit Unver-
ständnis, Druck aus dem sozialen
Umfeld und der Angst vor Jobver-
lust zu kämpfen. Und je länger
sie abwesend ist, desto schwieriger
wird der berufliche Wiederein-
stieg: Nach sechs Monaten Absenz
liegen laut Studien die Chancen
für eine Reintegration unter
50 Prozent.
Der Arbeitgeber ist ebenfalls
gefordert: Verlust von Wissen, hö-
here Belastung für das Team und
zusätzliche Kosten. Mehr als neun
Tage fehlen Vollzeitbeschäftigte
im Schnitt jährlich. Ein einziger
Absenzentag inklusive Stell-
vertretung kostet eine Firma
zwischen 300 und 800 Franken,
für Führungskräfte deutlich
mehr. «Umso wichtiger, gesund-
heitliche Probleme früh zu erken-
nen», sagt Ueli Streit, Geschäfts-
führer der Firma MindStep. Streit
gründete den Thinktank
FER
zum
Thema «gesundheitliche Früher-
kennung und berufliche Reinteg-
ration». In diesem
Fachgremium von
Arbeitgebern, Sozial-
und Privatversicherern
ist auch Helsana vertreten.
«Wir stellten fest, dass viel
Potenzial und Zeit mangels ei-
ner koordinierten Zusammenar-
beit verloren geht», so Streit.
Je nach Fall sind bei einer Absenz
neben Arbeitgeber und Patient
Taggeld- und Heilungskostenver-
sicherungen,
IV
und Ärzte in-
volviert. «Eine Situation, die den
Arbeitgeber oft überfordert.»
Positives Klima wichtig
Wie eine Koordination idealer-
weise aussieht und wer wann
welche Massnahmen ergreifen
muss, erprobten sechs Unter-
nehmen und ihre Versicherungs-
partner im zweijährigen
FER
-
Pilotprojekt, das 2012 endete. Das
Projekt zeigte, dass bei ungefähr
80 Prozent der erfassten Früh-
absenzen nicht nur medizinische
Gründe vorliegen. Vielfach
ist es ein Mix von Problemen am
Arbeitsplatz und solchen, die
persönlicher, finanzieller oder
sozialer Natur sind. «Das offene
Gespräch ist extrem wichtig.
Dafür braucht es eine vertrauens-
volle, positive Unternehmens-
kultur», sagt Denise A. Camenisch,
Mitglied im
FER
-Fachgremium
und verantwortlich für das
Care und Case Management bei
Helsana. «In einem positiven
Klima kann ein Mensch auch
besser mit Stress umgehen.»
Zudem: Wenn jemand einen Sinn
in seiner Arbeit sehe, helfe ihm
das bei der Alltagsbewältigung.
Über 90 Prozent der Mitarbeiten-
den bekundeten nach dem
Pilotprojekt, ihre Gesundheit sei
dem Arbeitgeber ein Anliegen.
«Bei 80 Prozent der früh erkann-
ten Fälle stabilisierte sich der
Gesundheitszustand, bevor es
zur Arbeitsunfähigkeit kam», so
Camenisch. Es brauche kompe-
tente Führungspersonen, die den
Menschen in seinem gesamten
Lebenskontext wahrnehmen.
Dazu ist ein transparentes Absen-
zenmanagement nötig, das mit
Augenmass eingesetzt und ver-
standen wird, «sonst fühlen
sich Betroffene kontrolliert und
kommen zur Arbeit, obwohl
sie krank sind». Hier müsse die
leistungsorientierte Gesell-
schaft umdenken, die nur arbeits-
fähige Menschen als vollwertig
betrachte.
Obwohl der Arbeitgeber eine
Sorgfaltspflicht hat, darf man ihn
nicht allein verantwortlich ma-
chen für die Gesundheit seiner
Angestellten. Einfluss haben auch
das politische und gesellschaft-
liche Umfeld sowie die persönli-
chen Ressourcen, mit Belastungen
umzugehen. Streit betont die Ei-
genverantwortung: «Jeder muss
wissen, was ihm guttut, und
sich wo nötig Hilfe holen.»
Text: Daniela Schori
Erkrankte
Mitarbeitende
finden schneller
ins Berufsleben
zurück, wenn sich der
Arbeitgeber für ihre
Gesundheit interessiert.
Notfallszenario Arbeitsunfähigkeit
Handeln, so früh
wie möglich
Fachbuch: Früherkennung – ZwischenWohlbefinden und Krankheit
(Denise A. Camenisch)
Psychosomatische und psychische Krankheiten nehmen zu,
Früherkennung wird immer wichtiger. Wie gelingt diese?
Erhältlich beim Stämpfli Verlag:
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