Senso – Das Kundenmagazin von Helsana - page 14

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Fokus
tete auf Versicherungsmiss-
brauch hin. Eine Internetre-
cherche brachte Gewissheit:
Die 43-Jährige änderte ihr
Facebook-Profilfoto, während
sie angeblich im Spital im
Koma lag.
Nicht alle Fälle
liessen sich aber vom Schreib-
tisch aus lösen, ergänzt Su-
sanne Henseler: «Stossen wir
N
icht jeder macht es den Betrugsbekämpfungs-Spezia-
listen so einfach wie jener Schweizer, der das Bade-
zimmer seiner Ferienwohnung in Portugal renovie-
ren liess und die Rechnung kurzerhand Helsana
schickte.
*
«Entweder ist das aus Versehen
passiert – oder er ging davon aus, dass
wir die portugiesische Rechnung nicht verstehen»,
sagt Susanne Henseler, Leiterin des Kompetenzzen-
trums Ausland bei Helsana. 18 ihrer 52 Mitarbei-
tenden sind auf Versicherungsmissbrauch spe-
zialisiert und nehmen Rechnungen aus dem
Ausland unter die Lupe. Das Teamdeckt zwölf
Sprachen ab und verfügt über länderspezi-
fische Kenntnisse. Nur so ist es möglich, im
Verdachtsfall zu intervenieren.
Hat sich eine Kundin in Brasilien etwa
eine Zyste aus der Brust entfernen lassen,
lohne es sich, den Fall genauer anzuschau-
en, sagt Henseler. Es sei selbstverständlich
möglich, dass der Eingriff medizinisch not-
wendig gewesen sei. «Bei Rechnungen aus ei-
nem Land, wo Schönheitsoperationen an je-
der Ecke angeboten werden, müssen wir aber
vorsichtig sein.» Es komme nämlich vor, dass die
Patientin und der Arzt eine Brustvergrösserung als
Notfall tarnen, damit die Krankenversicherung die
Kosten übernimmt. Und tatsächlich: Nach Telefonge-
sprächen mit der Kundin und dem Arzt in Brasilien flog der
Schwindel auf.
ImKoma auf Facebook
Weit häufiger ändern Kunden im Nachhinein handgeschriebene Arzt-
rechnungen. Im vergangenen Jahr blieben mehrere hundert gefälschte
Dokumente in der Kontrolle hängen. So stellte ein marokkanischer All-
gemeinmediziner einem Touristen für eine Routineuntersuchung eine
Rechnung über 46 Dirham aus, welche dieser gleich vor Ort bar beglich.
Zurück in der Schweiz fügte der Kunde dem Betrag vorne eine Eins,
hinten drei Nullen hinzu. Statt rund fünf Schweizer Franken sollte
Helsana für eine Konsultation wegen Magenproblemen nun plötzlich
15800 Franken überweisen. «Mit einemDokumentenscanner – ähnlich
wie diejenigen am Zoll – sehen wir genau, welche Ziffern erst später da-
zugeschrieben wurden», erklärt Henseler.
Versicherungsbetrüger sind erfinderisch. Sie
nutzen häufig persönliche Kontakte im
Ausland, um das eigene Konto aufzu-
stocken. Eine Helsana-Kundin ver-
mittelte der Kurabteilung eines
Spitals in ihrer ehemaligen
Heimat Kroatien immer wie-
der Kunden. Als Gegenleis-
tung liess sich der Arzt
wohl auf einen Deal ein:
Er bescheinigte der Frau,
dass sie einen Monat
auf der Intensivstation
lag – die ersten drei
Wochen
davon
im
Koma. Kaum aus dem
«Koma» erwacht, stellte
die 43-Jährige Helsana
eine Rückforderung von
über 80 000 Franken. Als
der Helsana-Spezialist im
kroatischen Spital nachhakte,
war zuerst kein Patientendossier
auffindbar. Alles deutete auf Versi-
cherungsmissbrauch hin. Eine Internet-
recherche brachte Gewissheit: Die 43-Jährige
änderte ihr Facebook-Profilfoto, während sie angeb-
lich im Spital im Koma lag. Nicht alle Fälle liessen sich aber vom
Schreibtisch aus lösen, ergänzt Susanne Henseler: «Stossen wir mit un-
seren Möglichkeiten an die Grenzen, bieten wir bei Verdacht einen
Agenten vor Ort auf.»
Bezahlter Urlaub erschwindelt
Betrogen wird aber längst nicht nur mit Rechnungen aus dem Ausland.
Häufig sind die Deliktsummen bei Fällen in der Schweiz sogar um ein
Vielfaches höher. Wenn etwa Angestellte verunfallen, kann es schnell
Jedes Jahr zahlen Krankenversicherungen in der Schweiz über 30 Milliarden Franken
Leistungen. Wo viel Geld im Spiel ist, sind Betrüger nicht weit. Eine Geschichte
über zweifelhafte Tricks und wie Helsana sie aufdeckt.
Versicherungsmissbrauch
Achtung Abzocke
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